Wendy: Umgang mit Zusammenkleben

Wendy: Umgang mit Zusammenkleben

Niemand hatte Wendy von möglichen Problemen durch Zusammenkleben der Stoma-Beutelfolien erzählt. Dabei sammeln sich Ausscheidungen am Stoma an, statt wie vorgesehen in den Beutel zu gelangen.

Anfänglich war ich noch naiv und der Begriff „Zusammenkleben“ sagte mir im Zusammenhang mit Stoma nichts. Ich dachte, die Versorgung sei einfach undicht. Niemand hatte mich davor gewarnt. Nicht der Chirurg, nicht die Krankenschwestern und auch nicht die Stomaträger, mit denen ich gesprochen hatte. Offenbar ist das ein Thema, das niemand ansprechen möchte.

Dabei hatte ich mich ja gerade darauf gefreut, keine „Unfälle“ mehr zu erleben. Ich wollte nicht mehr wie eine Wahnsinnige zur nächsten Toilette rennen und befürchten, dass ich es sowie wahrscheinlich wieder nicht rechtzeitig schaffen würde. Was dann bedeutete, die Kleidung waschen und frische Unterwäsche anziehen zu müssen.

Wendy: Umgang mit Zusammenkleben

Die Hoffnung auf Besserung

Wie oft musste ich mich auf einer Toilette einschließen, meine Jeans waschen und trocknen! Gott sei Dank gibt es den Händetrockner.

Die Aussicht, dass so etwas mit einem Stoma nicht mehr passieren würde, war ein ganz entscheidender Faktor dafür, mich überhaupt für ein Kolostoma zu entscheiden. Ich wollte endlich nicht mehr ständig nach Toiletten Ausschau halten, saubere Kleidung haben müssen und nicht mehr vor Schamgefühl im Boden versinken wollen.

Nicht Undichtigkeit ist das Problem, sondern das Zusammenkleben

Sie können sich vielleicht vorstellen, welchen Schrecken ich bekam, als ich eines Morgens kotverschmiert aufwachte. Schlimmer noch, ich musste meinen Mann wecken, der dann das Bett neu bezog, während ich mir die verschmutzte Kleidung auszog und unter die Dusche sprang. Ich hatte mir ein Stoma legen lassen damit genau das nicht mehr passiert. Aber es passierte weiter.

Ich recherchierte im Internet die Ursache, fand Bestätigung, dass ich mit dem Problem nicht alleine war und suchte nach Wegen, es zu lösen. So fand ich heraus, dass das Problem nicht in einer Undichtigkeit des Systems, sondern im Zusammenkleben von Stuhl besteht.

Was bedeutet „Zusammenkleben“?

Undichtigkeit bedeutet, dass Ausscheidungen an irgendeiner Stelle unter dem Beutel austreten können, was häufig auf einen Anwendungsfehler zurückzuführen ist. Und davon habe ich in den ersten Monaten jede Menge gemacht.

Zusammenkleben ist etwas anderes. Wenn die Ausscheidungen dicker sind als gewöhnlich, verklumpen sie schnell und können ungünstigstenfalls nirgendwo hin, weil die betroffene Person – in dem Fall ich – mit anderem beschäftigt ist, sich nicht mehr richtig um den Beutel kümmert und überhaupt zu unachtsam ist.

Die verklumpten Ausscheidungen drücken den Beutel vom Körper weg. Es sieht aus wie eine pfannkuchenähnliche Masse und der Beutel löst sich fast vom Körper. Das ist alles andere als schön – ich würde es niemandem wünschen.

Wendy: Umgang mit Zusammenkleben

Der Stress, ständig aufpassen zu müssen

In den ersten Jahren war mein Rezept gegen Zusammenkleben, einfach immer wachsam zu sein.

Ich achtete genau darauf, was ich esse, kontrollierte ständig den Beutel, drückte dickere Ausscheidungen in Richtung Beutelboden, sobald ich einen Ort finden konnte, an dem ich das unbeobachtet tun konnte, und vor allem ertrug ich die Situation, wie sie eben war.

Aber in der Öffentlichkeit am Stomabeutel herumzufummeln, ist nicht unbedingt angenehm, und man findet eben nicht immer einen ruhigen, ungestörten Platz.

Ich habe mich beispielsweise vor Mauern gestellt und heimlich den Beutel bearbeitet. Was wohl die Passanten dachten, was ich da tue? Wäre ich ein Kerl, hätte ich wenigstens so tun können, als ob ich pinkle. Auf diese Weise kam ich irgendwie zurecht, aber es war alles andere als ideal.

Die Lösung: ein bisschen Gleitmittel

Irgendwann brachte mich jemand, der sich auskennt, auf die Idee mit dem geruchsneutralisierenden Gleitmittel. Und das war kein erfahrener Sexshop-Mitarbeiter, sondern jemand, der mit Stomaversorgungsprodukten arbeitet.

Mein Fehler, dass ich den Begriff „Gleitmittel“ mit der Fantasie eines Jungen im Teenageralter assoziiere – hiermit möchte ich mich entschuldigen.

Aber wieder im Ernst: Das geruchsneutralisierende Gleitmittel wird in den Stomabeutel gegeben, bevor man diesen anbringt. Ich achte darauf, dass der obere Teil des Beutels komplett damit bedeckt ist und mache ansonsten alles ganz normal.

Kein Zusammenkleben mehr seit sechs Wochen

Vor sechs Wochen habe ich diese Methode zum ersten Mal angewandt. Mal abgesehen von der peinlichen Tatsache, dass ich fast vier Jahre gebraucht habe, um darauf zu kommen, hat sich mein Leben absolut zum Positiven verändert.

In diesen sechs Wochen kam es nicht ein einziges Mal zum Zusammenkleben des Stomabeutels. Der Beutel bleibt zuverlässig an seinem Platz und ich entwickle langsam so viel Zutrauen, dass ich manchmal gar nicht mehr daran denke. Das sind immer nur kurze Zeiträume, aber sie werden jeden Tag etwas länger. Ich bin optimistisch, dass ich das Problem endgültig gelöst habe.

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